Projektstories

Analoge Karten für das Infozentrum Bergbau und Geologie des Besucherbergwerks Finstergrund, Wieden (Schwarzwald)

 

QGIS und MapQonverter im Einsatz

Die Grube Finstergrund zwischen Wieden und Utzenfeld war eines der bedeutendsten Fluss- und Schwerspat-Bergwerke im Schwarzwald. Die bergmännische Gewinnung der Spate wurde 1974 wegen der damaligen niedrigen Flussspat-Preise eingestellt. Bereits 1975 gründeten ehemalige Bergleute der Grube den Bergmannsverein Finstergrund mit dem Ziel, ein Besucherbergwerk zu errichten.

Im Jahr 1982 wurde dann das Besucherbergwerk eröffnet und bis heute haben mehrere 100.000 Besucher*innen dieses besucht. Im Juli 2022 gab es dann den Startschuss für eine bis dato einmalige Kooperation zwischen dem Bergmannsverein und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zu einem „Lehr- und Forschungsbergwerk Finstergrund“. So haben Forschende und Studierende erstmalig die Möglichkeit, die Geologie hautnah zu erfahren und die geologische Bildung von Lagerstätten direkt vor Ort erleben zu können und dazu „nicht mehr nach Indonesien oder sonst wohin“ reisen zu müssen, so Professor Frank Preussner vom Geologischen Institut. Neben dieser Kooperation steht die Eröffnung des durch die LEADER Aktionsgruppe Südschwarzewald geförderten neuen Infozentrums Bergbau und Geologie ebenfalls kurz bevor. Daher wurde die Entscheidung getroffen, eine großformatige geologische Karte und eine Reliefkarte der Umgebung des Bergwerks in Auftrag zu geben. Mit der Durchführung der Datenakquise und Kartografie wurde 2021 die WhereGroup beauftragt.

Rohstoffgeologe Dr. Wolfgang Werner, Ideengeber und Beiratsmitglied des Bergmannsvereins, mit den beiden Karten bei einer Sonderbefahrung der Grube anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Naturforschenden Gesellschaft Freiburg.
Abb. 1: Rohstoffgeologe Dr. Wolfgang Werner, Ideengeber und Beiratsmitglied des Bergmannsvereins, mit den beiden Karten bei einer Sonderbefahrung der Grube anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Naturforschenden Gesellschaft Freiburg.

Die beiden Karten sollen in Kombination sowohl einen Überblick über die besondere Lage der Fluss- und Schwerspatlagerstätte im Kontext der Bildung des Schwarzwaldes geben als auch die schwierigen morphologischen Gegebenheiten für eine Gewinnung der Minerale aufzeigen.

Als geologische Datengrundlage wurden die Geologische Karte von Baden-Württemberg sowie einzelne Layer der Karte der Mineralischen Rohstoffe jeweils im Maßstab 1:50.000 gewählt. Beide Karten werden vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg herausgegeben und vertrieben. Als GIS zur kartografischen Ausgestaltung haben wir QGIS verwendet. Bei der Darstellung geologischer Flächen, Linien und Punkte ist die Verwendung der korrekten Symbolik sehr wichtig, da Farben und Symbole vorgegeben sind. Die Symbolik lag jedoch nur als ArcMap Layer-Dateien vor. Daher wurde zur korrekten Konvertierung der Kartenstyles das Open-Source Projekt MapQonverter der WhereGroup verwendet.

Abb. 2: Seigerriss der Grube Finstergrund

Für die Reliefkarte des Wiedener Tals wurde das aktuelle Digitale Geländemodell des Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg zusammen mit der Digitalen Topografischen Karte (DTK25) verwendet. Die Reliefkarte wurde mit dem Verlauf der Mineralgänge aus der geologischen Karte ergänzt. Für eine großräumigere Übersichtskarte wurden zusätzlich OpenStreetMap Daten sowie Höhendaten aus dem ASTER Global Digital Elevation Model V003 verwendet.

Abb. 3: Abzugseinrichtungen, über die das Erz aus dem Erzmagazin in der Firste – der Hohlraum über dem Kopf – in die Loren verladen werden konnte. Die Gewinnung der steil stehenden Mineralgänge erfolgte im sog. Firstenstoßbau mittels Bohren und Sprengen über der hier sichtbaren Strecke.

Beide Karten wurden als QGIS-Layouts angelegt und anschließend als hoch aufgelöste PDF exportiert. Um die Karten farbecht und stabil für das Besucherzentrum bereitzustellen, wurde als Druckmedium Alu-Dibond ausgewählt. Dabei handelt es sich um zwei sehr dünne Aluminium-Deckschichten mit einem Kern aus Polyethylen. Die Außenflächen werden zudem mit einem Polyesterlack überzogen, um ihre Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Witterungsbedingungen zu verbessern. Vorteile sind die Leichtigkeit, Wetterbeständigkeit und guten Montageeigenschaften. Zudem bieten viele Online-Fotodruck-Agenturen inzwischen dieses Verfahren an.

Geologische Karte und Reliefkarte des Wiedener Tals, frisch aus der Druckerei
Abb. 4: Geologische Karte und Reliefkarte des Wiedener Tals, frisch aus der Druckerei

Die besondere Herausforderung an eine analoge Karte sind die geeignete Wahl von Symbolen, Symbolgrößen, Textgrößen und eine reduzierte Layeranzahl im Vergleich zu Online-Karten, da hier weder gezoomt noch Layer an- und abgeschaltet werden können.

Eine schöne Möglichkeit allen interessierten Personen vor Ort die Geologie zu erklären und zu zeigen.

Der Einsatz von QGIS in dieser besonderen Umgebung hat sehr gut funktioniert und ein weiterer Kunde ist wunschlos glücklich.

Über den Autor

Steckbrief

Stefan Giese ist Diplom-Geologe und seit 2016 als GIS-Consultant und QGIS-Trainer bei der WhereGroup tätig. Er lebt und arbeitet in Freiburg im Breisgau und beschäftigt sich neben seiner Arbeit bei der WhereGroup mit der geophysikalischen Erkundung von archäologischen Bodendenkmälern.

Stefan Giese WhereGroup